Das Dehnen der Muskulatur der Halswirbelsäule (bei einer CMD) ist nicht schädlich

Leserfrage:

„Ist das Dehnen der Muskulatur der Halswirbelsäule und des Kiefergelenks schädlich? Das wird ja bei einer CMD, also einer Craniomandibulären Dysfunktion empfohlen.“

Meine Meinung und Antwort – kurz und knapp:

Die Halswirbelsäule ist nicht so empfindlich wie viele Menschen meinen und in der Regel spricht nichts gegen Dehnübungen oder Selbstmassagen in diesem Bereich.

Allerdings sind die sich dort befindlichen Muskeln und Nervengeflechte empfindlich und können nach einer zu starken Massage oder zu intensivem Dehnen Schwindel, Übelkeit und (ausstrahlende) Schmerzen auslösen. Hierzu muss man es jedoch stark übertreiben.

Im Video erwähnte und weiterführende Links

Meine Meinung und Antwort

Bevor ich in die Tiefe gehe, möchte ich Sie auf meinen kostenlosen Grundlagenkurs zur Selbstbehandlung aufmerksam machen. Dieser Kurs heißt Triggerpunkt und Faszien 1×1 und beantwortet häufig gestellte Fragen zum Thema Dehnen und Selbstmassage.

Das Dehnen der Muskulatur der Halswirbelsäule und des Kiefers, sowie auch eine Selbstmassage, ist unbedenklich, vorausgesetzt man geht es langsam an und hört auf die Reaktionen des Körpers.

Die Halswirbelsäule wird oft als sehr sensibles und empfindliches Gebilde beschrieben, von welchem man am besten die Finger lässt.

Diese Verallgemeinerung kann man meiner Meinung und Erfahrung nach so nicht stehen lassen. Die Halswirbelsäule ist sehr robust, wie auch der Rest der Wirbelsäule.

Um sich das zu vergegenwärtigen, umgreifen Sie Ihren Hals mit Daumen und Zeigefinger. Sie werden an den Seiten des Halses harte, knöcherne Strukturen finden. Nehmen Sie Ihre Hand wieder weg und betrachten nun den Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger. Das ist der Durchmesser Ihrer Halswirbelsäule. Wahrscheinlich werden Sie erstaunt sein, wie „dick“ sie ist bzw. wie groß ihr Durchmesser ist.

Was unter Umständen empfindlich auf äußere Reize reagieren kann, sind Muskeln und Nervengeflechte in diesem Bereich.

In den Muskeln der Halswirbelsäule befinden sich viele Rezeptoren, die Sie bei Ihrer räumlichen Orientierung und dem Halten des Gleichgewichts unterstützen. Wenn Sie diese Muskeln zu stark dehnen, massieren oder unter Druck setzen und daran ggf. nicht gewöhnt sind, dann kann es sein, dass der Körper mit Schwindel, Gleichgewichtsproblemen und sogar mit Übelkeit reagiert.

Wenn Sie diese Reaktionen nicht erwarten, nicht wissen was da gerade geschieht und deswegen mit Angst oder gar Panik reagieren, kann das die Symptome sogar verschlimmern.

Allerdings muss erwähnt werden, dass Sie diesen Reaktionen leicht vorbeugen können. Beginnen Sie einfach mit sehr kurzen Dehn- und Massagesitzungen, massieren und dehnen mit geringem Druck bzw. Zug und warten die Reaktionen Ihres Körpers ab. Nach und nach können Sie Dauer, Intensität und Häufigkeit der Massage- und Dehnübungen anpassen. Dann haben Sie und Ihr Körper Zeit sich daran zu gewöhnen.

Die Nervengeflechte im Bereich der Halswirbelsäule verlaufen oberflächlich und werden somit leicht mitmassiert. Ein wenig Dehnung oder Massage/Druck schadet Nerven nicht, vor allem wenn Sie sie nicht einem rechten Winkel unter Druck setzen. Eine zu starke Massage oder übertriebenes Dehnen hingegen kann in den Arm ausstrahlende Schmerzen auslösen.

Auch hier können Sie vorbeugen, indem Sie es langsam angehen und die Reaktionen Ihres Körpers abwarten. Lassen Sie sich einfach Zeit.

Kontraindikationen für Dehnübungen und Massagen

Allerdings gibt es auch Kontraindikationen für Massagen und Dehnübungen im Bereich der HWS, beispielsweise frische bzw. nicht ausgeheilte Verletzungen oder akute Erkrankungen.

  • Akuter Bandscheibenvorfall
  • Frakturen der Halswirbelsäule
  • etc.

Hier rate ich von einer Massage und vor allem von Dehnübungen dringend ab. Besteht der Verdacht einer solchen Erkrankung oder Verletzung, dann sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen und eine angemessene Therapie einleiten.

Im späteren Verlauf eines Bandscheibenvorfalls, wenn ausgetretene Teile der Bandscheibe resorbiert wurden, die Entzündung abgeklungen ist und sich die ersten Schmerzen verringert haben, dann kann eine Selbstmassage helfen muskuläre Schonmuster zu beseitigen und Triggerpunkte zu deaktivieren. So können Sie von der Muskulatur noch aufrechterhaltene Schmerzen lindern bis beseitigen.

Gleiches bzw. Ähnliches gilt für eine ausgeheilte Fraktur. Durch den Bruch und die folgende Ruhigstellung kommt es häufig zu Verspannungen, Triggerpunkten und Verkürzungen in der umgebenden Muskulatur. Angemessene Selbstmassage- und Dehnübungen können dann Abhilfe und Linderung verschaffen.

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