Darum hilft Meditation meist nicht sofort

Leserfrage:

„Ich habe die Meditation gegen chronische Schmerzen ausprobiert und habe es so verstanden, dass der Schmerz bereits während der Meditation weggeht, weil man sich auf nur eine Sache konzentriert. Der Schmerz ist aber währenddessen und auch danach weiterhin da.

Du sagst, dass man länger üben muss, damit es funktioniert. Aber wieso klappt es nicht immer direkt beim ersten Mal und warum ist es möglich, dass es manchmal sofort klappt und man den Schmerz nach wenigen Sekunden nicht mehr spürt? Ich bin ein totaler Kopfmensch und „muss“ es verstehen, damit es mir helfen kann.“

Meine Meinung und Antwort

Wie schnell „meine“ Meditation gegen chronische Schmerzen funktioniert, hängt von einigen Dingen ab. Der wohl wichtigste Faktor ist Ihre Konzentrationsfähigkeit.

Der Grund dafür, dass sie manchmal sofort beim ersten Mal wirkt, liegt wahrscheinlich in der Ablenkung von der Schmerzerfahrung.

Ablenkung von Schmerz

Vielleicht ist Ihnen das schonmal passiert. Sie haben sich intensiv mit jemandem unterhalten und waren vollkommen im Gespräch vertieft. Danach ist Ihnen aufgefallen, dass Sie Ihre Schmerzen während dem Gespräch nicht wahrgenommen haben.

Die Schmerzen waren einfach weg, und zwar weil Sie sich zu 100 % auf etwas anderes konzentriert haben, nämlich auf das Gespräch bzw. auf Ihren Gegenüber.

Sie haben Ihre Aufmerksamkeit (mehr oder weniger unbewusst) gelenkt und hatten somit „keine Kapazität“ mehr Ihren Schmerz zu spüren. Ihr Gehirn war mit anderen Dingen beschäftigt, weil Sie Ihre Aufmerksamkeit weg vom Schmerz und hin zum Gespräch gelenkt haben.

Das ist Meditation! Die Lenkung der Aufmerksamkeit auf eine Sache und das Aufrechthalten der Aufmerksamkeit auf diese eine Sache, und zwar nur auf diese. Ohne störende Gedanken.

Dabei spielt es keine Rolle auf was Sie sich konzentrieren. Wichtig ist nur, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit aufrechthalten, und das ist schwer bzw. das haben die meisten von uns nie gelernt.

Wenn Meditation nicht direkt gelingt

Neben dem oben genannten Grund gibt es noch viele weitere Gründe, die eine Meditation erschweren und Ergebnisse hinauszögern.  All diese Gründe haben jedoch einen gemeinsamen Nenner und das sind störende Gedanken, welche Sie von der eigentlichen Aufgabe ablenken, nämlich von der Konzentration auf die eine Sache. Und das wiederum ist der wichtigste Punkt bei einer jeder Meditation: Das Aufrechthalten der Konzentration auf eine Sache.

Folgende Dinge können Sie ablenken:

  • Starker Schmerz
  • „Unpassende“ Meditationen
  • Unglaube an Meditation
  • u.v.m.

Starker Schmerz

Der Schmerz ist so stark, dass er sich immer wieder ins Bewusstsein drängt. Das erschwert die Konzentration auf etwas anderes. Das Problem ist aber nicht der Schmerz, sondern der gedankliche Kommentar zum Schmerz, den Sie vielleicht haben. Sie können das an sich selbst gut beobachten. Die entstehenden Gedanken lenken Sie von der Meditation ab und das senkt natürlich den Effekt der Meditation.

„Unpassende“ Meditationen

Vielleicht ist auch die Art Meditation ist für Sie nicht optimal. Unterschiedliche Menschen nehmen unterschiedliche Formen der Meditation unterschiedlich an. Je nachdem welche Hirnhälfte dominant ist, werden Ihnen bestimmte Techniken leichter oder schwerer fallen. Das hat dann aber nichts mit der Effektivität der jeweiligen Meditation zu tun.

Vielmehr sind es wieder störende Gedanken, welche die Effektivität herabsetzen. Sie werden wahrscheinlich dazu neigen die Meditation gedanklich zu kommentieren, weil sie Ihnen „nicht liegt“: Das fühlt blöd an, das kann ich nicht, wie soll denn das funktionieren, ich spüre da nichts, und so weiter und so fort.

All diese Gedanken lenken Sie von der eigentlichen Aufgabe ab, nämlich sich auf eine Sache zu konzentrieren.

Natürlich können Sie dennoch eine Meditation wählen, welche Ihnen leichter fällt bzw. besser liegt. Daran ist nichts auszusetzen.

Unglaube an Meditation

Sie glauben nicht an Meditation? Auch das ist nichts weiter als ein störender Gedanke. Das sich Meditation positiv auf chronische Schmerzen auswirken kann, ist wissenschaftlich bewiesen.

Versuchen Sie den Gedanken einfach beiseite zu lassen und sich einfach nur zu konzentrieren bzw. einfach nur zu beobachten.

Darum fällt Meditieren oft so schwer

Warum stören Gedanken so stark beim Meditieren?

Gedanken kommen und gehen, dafür können Sie nichts und daran können Sie auch nichts ändern.

Ob Sie den Gedanken folgen und sich darin verlieren oder nicht, das hingegen liegt in Ihrer Hand und ist davon abhängig wie gut Sie sich konzentrieren können.

Die meisten von uns haben das nie gelernt, einfach deswegen, weil es nicht gelehrt bzw. unterrichtet wird. Es gibt in der Schule kein Fach für Konzentration. Von uns wird einfach erwartet, dass wir es können.

Dabei sind unser Alltag, unsere Umwelt und unser Berufsleben nicht förderlich für unsere Konzentration.

Vielmehr lernen wir Ablenkung, rund um die Uhr, Tag ein Tag aus. Darin sind die meisten von uns Meister. Wir checken permanent unsere E-Mails, schauen auf Facebook oder WhatsApp wer unseren Status gesehen oder kommentiert hat, gehen ans Telefon sobald es klingelt, usw.

Wir sind mit den Gedanken überall, meist nur nicht bei der Sache, die wir gerade tun.

Deswegen fällt es uns so schwer zu meditieren. Das ist aber auch der Grund, warum Meditation so gut für uns ist. Und: Umso ungeübter wir in etwas sind, desto schneller werden sich anfängliche Erfolge einstellen, da die Lernkurve zu Beginn des Erlernens jeder neuen Fertigkeit steil ist.

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